Ich verwende das Wort „Überlebende/r“, um mich auf die größere Gemeinschaft von Menschen zu beziehen, die sexuellen Kindesmissbrauch erlebt haben, aber ich weiß, dass dieser Begriff nicht immer die Lebenserfahrung jeder Person widerspiegelt. Manche hassen die Bezeichnung, weil sie sich dadurch eingeschränkt oder durch die Taten anderer definiert fühlen. Andere haben das Gefühl, dass der Begriff „Überlebende/r“ das schöne, sinnvolle Leben, das sie sich aufgebaut haben, und die Kraft, die sie dafür aufgebracht haben, nur unzureichend beschreibt. Manche sehen es als eine Phase, die sie durchlaufen haben oder gerade durchlaufen, während sie an ihrem Heilungsprozess arbeiten. Wieder andere bevorzugen die Bezeichnung „Opfer“, weil es wichtig ist, die Verantwortung des Täters und die Schwere des Geschehens deutlich zu machen. Alle diese Gefühle sind berechtigt und verdeutlichen die Komplexität sexuellen Kindesmissbrauchs und die Tatsache, dass niemand ein Trauma auf die gleiche Weise erlebt oder von ihm heilt.
Die Bezeichnung „Überlebende/r“ wird von vielen verwendet, um Menschen zu beschreiben, die Teil einer Gemeinschaft sind, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben.
Wenn ich an einen neuen Begriff für „Überlebende/Betroffene“ denke, fällt mir kein Wort ein, das all die Assoziationen, die ich empfinde, adäquat widerspiegeln. Ich denke über die Herausforderungen und das Ringen meiner Angehörigen nach, die in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch erlebt haben. Ich erinnere mich an ihre Bemühungen, selbstzerstörerische Gewohnheiten und Gedanken zu überwinden. Und ich erkenne die Eigenschaften an, die sie verkörpern, wie Einfühlungsvermögen, Stärke und Entschlossenheit. Ich staune über ihre Authentizität, Verletzlichkeit und die Schönheit ihrer Seelen. Oft haben sie mit PTBS-Symptomen und negativen Selbstgesprächen zu kämpfen, und gleichzeitig sorgen sie sich um ihre Kinder und Beziehungen, machen ihren Hochschulabschluss, führen erfolgreiche Unternehmen und engagieren sich in vielfältiger Weise für ihre Gemeinschaft. Ich stimme dir zu: Der Begriff „Überlebende/Betroffene“ ist völlig unzureichend, um die Resilienz dieser Menschen zu beschreiben, die an manchen Tagen ein normales, ereignisloses Leben führen und an anderen Tagen bis zur Erschöpfung kämpfen, um die Folgen ihres Traumas von sexuellem Missbrauch zu bewältigen.