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Opfer von sexuellem Missbrauch sind „Überlebende“

Bei Saprea bezeichnen wir Menschen, die Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch waren, als Überlebende oder Betroffene. Verständlicherweise gibt es eine Debatte über die Verwendung dieses Wortes (mehr dazu später), daher ist es mein Ziel, diese Diskussion mit Respekt und Perspektive zu führen. In diesem Blogbeitrag geht es weniger darum, Bezeichnungen zu vergeben oder Begriffe zu verteidigen, sondern vielmehr darum, Informationen über sexuellen Kindesmissbrauch zu liefern, uns der Begrenztheit von Worten bewusst zu werden, Hoffnung zu schenken und Informationen über die kostenlosen Ressourcen von Saprea zu teilen.

Definition von sexuellem Missbrauch

Sexueller Missbrauch kann viele Formen annehmen. In manchen Fällen kann das betroffene Kind, sich nicht einmal über den Missbrauch bewusst sein. Deshalb ist es so wichtig, klar zu definieren, was sexueller Missbrauch ist.

Bei Saprea definieren wir sexuellen Missbrauch als jegliche Situation, in der jemand (ein Erwachsener oder ein Gleichaltriger) einen Minderjährigen zu sexuellen Handlungen zwingt oder nötigt, wobei der Übergriff oder Missbrauch auch ohne Berührung erfolgen kann.

Sexueller Missbrauch durch Berührung kann durch das Streicheln, Befummeln, den oral-genitalen Kontakt oder jegliche Art der Penetration gekennzeichnet sein. Sexueller Missbrauch ohne Berührung kann unangebrachtes sexuelles Entblößen, Voyeurismus, Sexting oder andere technisch ermöglichte sexuelle Aktivitäten mit einem Kind umfassen, zudem zählt auch die Erstellung und Verbreitung von Kinderpornografie. Sexueller Missbrauch ist eine Form der Ausbeutung von Kindern und kann durch persönliche Befriedigung und/oder finanziellen Gewinn motiviert sein. Jeder, der in seiner Kindheit oder Jugend eines dieser Traumata erlebt hat, gehört per Definition zu der Gemeinschaft, die wir als Überlebende/n oder Betroffene/n von sexuellem Kindesmissbrauch bezeichnen.

Auswirkungen von sexuellem Missbrauch

Die Auswirkungen von Traumata auf betroffene Menschen sind unterschiedlich und werden zum Teil durch Genetik, Charakter, vorhandene Unterstützung, Häufigkeit und dem Alter, in dem das traumatische Ereignis erlebt wurde, beeinflusst. Es gibt jedoch eine Anzahl von Folgen oder Symptomen, die bei Betroffenen häufig auftreten:

  • Schamgefühle
  • Trigger oder Flashbacks
  • Schlafstörungen (z.B. Albträume, Insomnie usw.)
  • Substanzgebrauchsstörung
  • Psychische Diagnosen/Beschwerden (z.B. Depressionen, Angstzustände, Essstörungen, PTBS usw.)
  • Körperliche Diagnosen/Beschwerden (z.B. chronische Schmerzen, Autoimmunkrankheiten usw.)
  • Beziehungsprobleme (z.B. Einsamkeit, missbräuchliche Beziehungen, Problem mit Grenzsetzung usw.)
  • Bindungslosigkeit (z.B. emotionale Gefühllosigkeit, Dissoziation, Abkopplung vom Körper usw.)

Einige dieser Auswirkungen können bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten, aber sie können im Erwachsenenalter noch belastender und aufdringlicher werden. Viele Betroffene von sexuellem Missbrauch beschreiben das Gefühl, dass sie gegen sich selbst kämpfen, und dass sie die Herausforderungen, oft gar nicht mit den traumatischen Ereignissen in ihrer Kindheit in Verbindung bringen. Daher kann das Wissen darüber, wie sich ein ein Trauma auf das Gehirn und den Körper auswirkt, für Betroffene und ihre Angehörigen wichtig und kraftschenkend sein.

Statistiken über den sexuellen Missbrauch von Kindern

Laut den Centers for Disease Control sind in den USA jedes vierte Mädchen und jeder 13. Junge Opfer von sexuellem Missbrauch;1 UNICEF berichtet von einer ähnlichen Zahl: Weltweit wird jedes achte Kind Opfer von sexuellem Missbrauch.2 But there are complexities with sexual abuse prevalence statistics that make the true scale of the problem difficult to understand.

Eine Meta-Analyse hat ergeben, dass die Missbrauchsrate bis zu 30-mal höher ist als die gemeldeten Fälle,3 was eine beängstigende Vorstellung ist. Viele Opfer geben den sexuellen Missbrauch erst im Erwachsenenalter preis wobei männliche Opfer eher seltener ihren sexuellen Missbrauch offenlegen.4 Es ist also von entscheidender Bedeutung zu wissen, worauf man achten muss, um zu intervenieren, wenn ein Kind Hilfe braucht.

Die traurige Realität ist, dass die Dunkelziffer bei sexuellem Kindesmissbrauch sehr hoch ist. Es gibt mehrere Gründe, warum dies so ist:

  • Die Schamgefühle ein Opfer sexuellen Missbrauchs zu sein.
  • Die Angst vor Vergeltungsmaßnahmen.
  • Die Befürchtung, dass einem nicht geglaubt wird.
  • Die Beziehung zwischen Opfer und Täter/in.
  • Ein mangelndes Verständnis darüber, was sexueller Missbrauch ist.

Anzeichen von sexuellem Missbrauch

Das Wichtigste, worauf du bei einem Kind achten solltest, ist eine besorgniserregende Verhaltensänderung. Dazu können Zurückgezogenheit, Isolation, Wutausbrüche, Depressionen und/oder Verschlossenheit gehören. Körperliche Anzeichen für sexuellen Missbrauch sind seltener, können aber Blutergüsse, Druckempfindlichkeit oder Infektionen sein. Achte auf körperliche, verhaltensbezogene und emotionale Warnzeichen bei Kindern und Jugendlichen.

Wenn du den Verdacht hast, dass ein Erwachsener in deinem Leben als Kind sexuell missbraucht wurde, aber nichts darüber gesagt hat, ist es wichtig, den oder die Betroffene nicht zu drängen oder auszufragen. Der Kontrollverlust - über den eigenen Körper, die Umstände und die Reaktionen - ist die gelebte Erfahrung von Opfern sexuellen Missbrauchs. Du kannst Sicherheit schaffen, indem du sie nicht unter Druck setzt, mehr zu erzählen, als sie bereit sind mitzuteilen. Wenn du Bedenken hast, teile sie mit ihnen. Biete ihnen deine Unterstützung an, sorge für Vertraulichkeit und biete anderen einen sicheren Raum, in dem sie alles erzählen können, was sie möchten - egal ob viel oder gar nichts. Betroffene von sexuellem Missbrauch haben die Autonomie und das Recht, ihre Geschichte auf ihre eigene Weise, zu ihrer eigenen Zeit und innerhalb ihrer eigenen Bedingungen zu erzählen. Was immer sie auch preisgeben, glaube ihnen.

Opfer vs. Überlebende(r)

Ich verwende das Wort „Überlebende/r“, um mich auf die größere Gemeinschaft von Menschen zu beziehen, die sexuellen Kindesmissbrauch erlebt haben, aber ich weiß, dass dieser Begriff nicht immer die Lebenserfahrung jeder Person widerspiegelt. Manche hassen die Bezeichnung, weil sie sich dadurch eingeschränkt oder durch die Taten anderer definiert fühlen. Andere haben das Gefühl, dass der Begriff „Überlebende/r“ das schöne, sinnvolle Leben, das sie sich aufgebaut haben, und die Kraft, die sie dafür aufgebracht haben, nur unzureichend beschreibt. Manche sehen es als eine Phase, die sie durchlaufen haben oder gerade durchlaufen, während sie an ihrem Heilungsprozess arbeiten. Wieder andere bevorzugen die Bezeichnung „Opfer“, weil es wichtig ist, die Verantwortung des Täters und die Schwere des Geschehens deutlich zu machen. Alle diese Gefühle sind berechtigt und verdeutlichen die Komplexität sexuellen Kindesmissbrauchs und die Tatsache, dass niemand ein Trauma auf die gleiche Weise erlebt oder von ihm heilt.

Die Bezeichnung „Überlebende/r“ wird von vielen verwendet, um Menschen zu beschreiben, die Teil einer Gemeinschaft sind, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben.

Wenn ich an einen neuen Begriff für „Überlebende/Betroffene“ denke, fällt mir kein Wort ein, das all die Assoziationen, die ich empfinde, adäquat widerspiegeln. Ich denke über die Herausforderungen und das Ringen meiner Angehörigen nach, die in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch erlebt haben. Ich erinnere mich an ihre Bemühungen, selbstzerstörerische Gewohnheiten und Gedanken zu überwinden. Und ich erkenne die Eigenschaften an, die sie verkörpern, wie Einfühlungsvermögen, Stärke und Entschlossenheit. Ich staune über ihre Authentizität, Verletzlichkeit und die Schönheit ihrer Seelen. Oft haben sie mit PTBS-Symptomen und negativen Selbstgesprächen zu kämpfen, und gleichzeitig sorgen sie sich um ihre Kinder und Beziehungen, machen ihren Hochschulabschluss, führen erfolgreiche Unternehmen und engagieren sich in vielfältiger Weise für ihre Gemeinschaft. Ich stimme dir zu: Der Begriff „Überlebende/Betroffene“ ist völlig unzureichend, um die Resilienz dieser Menschen zu beschreiben, die an manchen Tagen ein normales, ereignisloses Leben führen und an anderen Tagen bis zur Erschöpfung kämpfen, um die Folgen ihres Traumas von sexuellem Missbrauch zu bewältigen.

Ich stimme dir zu: Der Begriff „Überlebende/Betroffene“ ist völlig unzureichend, um die Resilienz dieser Menschen zu beschreiben, die an manchen Tagen ein normales, ereignisloses Leben führen und an anderen Tagen bis zur Erschöpfung kämpfen, um die Folgen ihres Traumas von sexuellem Missbrauch zu bewältigen.

Vor ein paar Jahren habe ich gelernt dass es eine bewährte Methode zur Traumabewältigung ist, die Worte, die ich in Gesprächen mit anderen höre, nachzuahmen. Ich habe gesehen, wie sehr es sie validiert, wenn man die gleichen Begriffe benutzt, die sie verwenden, um über ihr vergangenes Trauma zu sprechen. Ich verwende zwar immer noch die Bezeichnungen „Überlebende/Betroffene“, wenn ich diese Gemeinschaft meine, aber zur selben Zeit nutze ich auch die Bezeichnungen, die die Mitglieder dieser Gemeinschaft selbst für sich wählen. Zu diesen Begriffen gehören: Verteidiger/-in, Kämpfer/-in, Unterstützer/-in, Wahrheitssprecher/-in, und - einer meiner Lieblingsbegriffe - ganz einfach, starke Katja.

Vielleicht wird der Dialog über sexuellen Kindesmissbrauch, je mehr Erfahrungen ausgetauscht werden, zu mehr Unterstützung für diejenigen führen, die betroffen sind. Vielleicht nimmt die Gemeinschaft der Betroffenen einen Namen an, der ihre kollektive Stärke, ihr Einfühlungsvermögen, ihre Widerstandskraft und ihren Mut besser widerspiegelt. Ich freue mich auf diese Aussicht. Er wird ein Symbol der Stärke sein, die betroffene Menschen auszeichnet, eine Stärke, die während der #metoo-Bewegung stark zugenommen hat und die Kraft hat, sich weit darüber hinaus zu erstrecken. In der Zwischenzeit gibt es viele Möglichkeiten, sich für die Betroffenen einzusetzen, das Bewusstsein zu schärfen und sie zu unterstützen.

Opfern helfen, zu heilen

Bei Saprea bezeichnen wir das Heilen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit als eine Reise, einen Prozess. Es ist oft ein gewundener Weg mit Höhen und Tiefen, auf dem du immer wieder an einen Punkt zurückkehrst, an dem du scheinbar schon einmal warst. Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass Heilen möglich ist. Viele Opfer und Betroffene, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, haben mir gesagt, dass der Heilungsprozess zwar schwierig ist, aber die Mühe wert ist. Viele haben das Heilen sogar als einen Prozess beschrieben, der den Schmerz nicht wegnimmt oder die Vergangenheit beseitigt, sondern stattdessen ihre Beziehung zum Trauma verändert. Sie sind von sexuellem Kindesmissbrauch betroffen; es ist ein Teil ihrer Geschichte, anstatt, dass diese ihr ganzes Leben dominiert. Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie jemand sich nicht mehr durch das, was ihm passiert ist, definiert fühlt, sondern die Dinge absichtlich für sich selbst in die Hand nimmt. Und die Unterstützung von nahestehenden Angehörigen kann bei dieser Transformation sehr hilfreich sein.

Suchst du nach Wegen, um jemanden zu unterstützen, der als Kind sexuell missbraucht wurde?

01
Lerne mehr über Traumata und ihre Auswirkungen auf das Gehirn und den Körper.
02
Mach dich mit den allgemeinen Symptomen von Betroffenen vertraut.
03
Sprich mit dem/der Betroffenen, die dir am Herzen liegt. Frage, ob es Möglichkeiten gibt ihren/seinen Heilungsprozess zu unterstützen. Erlaube ihr/ihm, das mitzuteilen, wozu sie/er bereit ist, dränge sie/ihn aber nicht.
04
Sei vor allem eine sichere Stütze, indem du ihre/seine Gedanken, Handlungen oder Bewältigungsmechanismen nicht verurteilst; es ist wichtig zu erkennen, dass sie oder er ihr Bestes tun, um mit dieser Lebenssituation fertig zu werden, um die sie nicht gebeten haben. Ermutige sie/ihn und hilf ihr/ihm zu erkennen, wenn sie den Zielen näherkommen, die sie sich selbst gesetzt haben.

Du zeigst Liebe, indem du sie unterstützt und das Heilen förderst.

Ressourcen zum Heilen

Saprea ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Betroffene und die Gesellschaft von sexuellem Kindesmissbrauch und seinen dauerhaften Folgen zu befreien. Unser einfühlsames Team aus lizenzierten Therapeutinnen und Experten für die Traumabewältigung von sexuellem Kindesmissbrauch hat es sich zur Aufgabe gemacht, qualitativ hochwertige und effektive Programme und Dienste zu entwickeln und bereitzustellen. Wir helfen Gemeinschaften weltweit, die als Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. Dank der Großzügigkeit unserer Spenderinnen und Spender sind das Saprea Retreat, das Saprea Healing Webinar, die Saprea-Selbsthilfegruppen, und die Online-Ressourcen zum Heilen für alle Teilnehmerinnen kostenlos.

Heilen ist möglich. Egal, ob du dich als Betroffene/r, als Opfer, als Fürsprecher/in oder als Katja identifizierst: Unterschätze dich und deine Möglichkeiten niemals anderen zu helfen

Über den Autor/die Autorin

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Kolene Anderson

Managerin der Forschungsabteilung und Programmentwicklung
Kolene kam im Frühjahr 2019 zu Saprea. Sie hat einen Bachelor of Science in Englisch und Literatur von der Utah Valley University und einen Master in Rhetorik und Komposition von der Northern Arizona University. Kolene ist es wichtig, einen Unterschied in der Welt zu bewirken, daher ist es ihr eine große Ehre, für eine Organisation zu arbeiten, die das Bewusstsein für das Problem von sexuellem Kindesmissbrauch schärft. Bevor sie zu Saprea kam, unterrichtete sie viele Jahre auf College-Niveau, präsentierte auf zahlreichen Konferenzen und war beruflich in Führungspositionen in der Community tätig. Als Mutter von sechs Kindern versucht Kolene auch, ihren Kindern beizubringen, wie sie ihr Leben mit Intention, Authentizität und Hoffnung leben können – etwas, das sie selbst von Tag zu Tag zu lernen scheint. Neben der Arbeit bei Saprea und der Kindererziehung fährt sie gerne im Auto und hört dabei Musik, sie spielt gerne Karten- und Brettspiele und ist eine begeisterte Leserin. Ihre Kinder würden dir auch sagen, dass Kolene liebend gerne heiße Bäder nimmt und viel Cola trinkt.