Saprea > Online-Ressourcen zum Heilen >Häufige Symptome: Angststörungen
Was ist eine Angststörung?
Angstreaktionen sind ein häufiger Bestandteil unseres Alltags. Wir alle können sie in unterschiedlichen Intensitäten und in verschiedenen Situationen erleben. Fakt ist, dass in den USA jedes Jahr über 3 Millionen Betroffene mit Angststörungen diagnostiziert werden.1
Im Allgemeinen ist die Angst eine Emotion, die durch Gefühle der Furcht, Besorgnis, Spannung oder Sorge gekennzeichnet ist. Sie wird auch als die geistige und körperliche Antizipation eines negativen Ereignisses beschrieben.2 Angst kann mit der Erwartung eines belastenden Ereignisses, der Furcht vor unbekannten Ergebnissen und/oder anderen psychischen Problemen wie einer Depression oder Einsamkeit einhergehen. Sie kann in kurzen Schüben auftreten, wie z.B. vor einer Verabredung, einer Konfliktlösung am Arbeitsplatz oder einem Auftritt vor einer großen Menschenmenge, sie kann aber auch über längere Zeiträume andauern.
Wie fühlt sich Angst an?
Angst kann sich zwar auf vielfältige Weise manifestieren und in unterschiedlicher Intensität auftreten, aber es gibt durchaus einige Merkmale, die sie als Symptom kennzeichnen. Dazu gehören:1
- Nervosität, Antizipation oder Scheu
- Erhöhte Herzfrequenz
- Schweißausbrüche
- Muskelverspannung
- Ein Gefühl der drohenden Gefahr
- Schlaflosigkeit
- Unruhe
- Magenprobleme
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Zittern
- Drang zur Flucht oder Vermeidung
Woher weiß ich, ob ich an einer Angststörung leide?
Während jeder Mensch gelegentlich Angst verspürt, kann sie bei einigen in einem viel größeren Ausmaß und in einer besorgniserregenden Intensität auftreten. Für diese Menschen ist Angst etwas, das ihren Alltag bestimmt und von akuten Ängsten, Sorgen und Befürchtungen im Zusammenhang mit einer bestimmten Situation begleitet wird. Diese intensiven, unnachgiebigen Emotionen können ihr Leben so stark beeinträchtigen, dass sie bestimmte Situationen, Konflikte oder Beziehungen vermeiden, die normalerweise zu meistern wären.
Diese Art anhaltender, intensiver Angst kann ein Anzeichen für eine Angststörung sein. Sie stört oft das Alltagsleben der Betroffenen und kann ihr Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Sie steht auch in engem Zusammenhang mit Personen, die posttraumatischen Stress erleben, wie z.B. Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch.
Warum leiden viele Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch unter Angstzuständen?
Aufgrund der traumatischen Ereignisse der Vergangenheit bleibt das limbische System der Betroffenen oft auf einem extremen Niveau der Vorsicht und wartet auf jegliche Anzeichen einer Bedrohung. Diese Hypervigilanz kann noch lange nach dem Missbrauch andauern, was dazu führen kann, dass sich die Betroffenen noch Jahre oder sogar Jahrzehnte danach in einem chronischen Zustand der Unsicherheit befinden. Die Gefühle der Angst, des Vertrauensbruchs und der Hilflosigkeit, die eine Betroffene während des Missbrauchs so gravierend erlebt hat, werden möglicherweise nie verschwinden und als gespeicherte Traumata im Gehirn und im Körper verbleiben. Es kann sein, dass sie „in einem Körper leben, der ständig auf der Hut ist“3, und unfähig ist sich entspannt oder sicher zu fühlen, selbst wenn keine Bedrohung vorliegt.
Wenn sich sowohl der Körper als auch das Gehirn ständig in diesem Zustand hoher Spannung befinden und auf die nächste wahrgenommene Bedrohung gefasst sind, kann sich dieses ständige Gefühl der Unsicherheit als Angst manifestieren. In vielen Fällen wird diese Art von Angst von plötzlichen und unerwarteten Gefühlen schwerer Besorgnis begleitet, die zu einer Panikattacke eskalieren können. Bei Betroffenen von sexuellem Kindesmissbrauch können Panikattacken auftreten, nachdem sie einen Trigger erlebt haben, d.h. etwas, das das limbische System an den vergangenen Missbrauch erinnert und eine Kampf-, Flucht- oder Schockstarren-Reaktion auslöst, um die Betroffene in Sicherheit zu bringen.
Eine Betroffene kann nicht nur aufgrund dieser Trigger Angst empfinden, sondern oftmals verspürt sie auch intensive Angst und Furcht vor dem nächsten Trigger. Die Angst der Betroffenen kann so extrem sein, dass sie ihre täglichen Entscheidungen davon abhängig macht, wie viel Angst jede Entscheidung auslöst oder wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie einen weiteren Trigger erleiden wird. Sie meidet möglicherweise bestimmte Ereignisse, Umgebungen, Interaktionen oder Situationen, obwohl solche Gelegenheiten ihre emotionalen Bedürfnisse erfüllen würden. Dieses Vermeidungsverhalten ist zwar größtenteils darauf zurückzuführen, dass das Gehirn sein Bestes tut, um die Betroffene davor zu schützen, erneut verletzt zu werden, doch es kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Ist es möglich, sowohl unter Angstzustände als auch Depressionen zu leiden?
Ja. Angst und Depression können oft in einem Wechselspiel auftreten.4 In vielen Fällen sind sich Menschen, die sich durch ihre Angst definiert fühlen, durchaus bewusst, dass die Sorgen und Ängste, die ihr tägliches Leben bestimmen, nicht zweckmäßig oder notwendig sind. Trotz dieses Bewusstseins bleiben die Ängste bestehen, was zu einem Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber den Sorgen und Ängsten führt, die ihr Leben beherrschen. Das Gefühl keine Kontrolle über ihren emotionalen Zustand zu haben, kann auf das Gefühl der Machtlosigkeit und Ohnmacht zurückgehen, dass die Betroffene während des sexuellen Missbrauchs empfand. Dieses Gefühl, keine Kontrolle zu haben, kann mit einem Gefühl des Versagens einhergehen, das zu einem Einfallstor der Depression werden kann.
Sally R. Connolly, LCSW und Therapeutin, beschreibt diesen Kreislauf folgendermaßen: „Wenn man Angst hat, neigt man dazu, sich ständig Gedanken über irgendwelche Sorgen oder Probleme zu machen, was dazu führt, dass man sich deswegen schlecht fühlt und anschließend zu einem Gefühl des Versagens führt. Dieses Gefühl leitet einen in die Depression.”4
Viele Betroffene durchlaufen diesen Kreislauf. Sie fühlen sich frustriert und unfähig, ihre durch das Trauma ausgelösten Ängste zu „überwinden“, woraufhin sie depressiv werden und keine Motivation mehr haben, es weiterhin zu versuchen. Manchmal kulminiert dieser Kreislauf in einer so genannten Angststörung oder einer depressiven Erkrankung. Falls du dich in einem ähnlichen Muster wiederfindest, solltest du wissen, dass dieser Ablauf absolut natürlich ist, vor allem wenn man bedenkt, was du durchgemacht hast und wie dein Gehirn bereits in jungen Jahren Wege zur Verarbeitung des Traumas finden musste. Auch wenn es sich nicht so anfühlt, versucht dein Gehirn nicht, gegen dich zu arbeiten, sondern es versucht deine Sicherheit zu versichern, indem es die Hilfsmittel einsetzt, die es zum Zeitpunkt des Traumas entwickelte.
Wie man mit Angst umgeht
So unvermeidlich und hartnäckig sich Ängste auch anfühlen mögen, es gibt viele Mittel, die dir helfen können, sie zu bewältigen. Wenn du unter starken Angstzuständen leidest, raten wir dir dringend, einen Psychologen aufzusuchen, der dir die für deine persönliche Situation besser geeigneten Hilfsmittel empfehlen kann.
Zusätzlich zur Hilfe eines Spezialisten gibt es auch neue Hilfsmittel, die du erlernen kannst, um dein Gehirn neu auszurichten und dich so besser zu schützen. Eines dieser äußerst hilfreichen Hilfsmittel ist die Achtsamkeit. Oft entstehen Ängste, wenn wir über die Vergangenheit grübeln oder wenn wir uns vor der Zukunft fürchten. Sollten wir in einem dieser Zustände feststecken, kann es umso schwieriger sein, in der Gegenwart zu leben. Hier kommt die Achtsamkeit ins Spiel. Bei der Achtsamkeitspraxis geht es darum, unsere Aufmerksamkeit von der Vergangenheit oder der Zukunft wegzulenken und uns stattdessen auf die Gegenwart zu konzentrieren. Wenn wir unsere Gedanken bewusst auf unsere aktuelle Erfahrung lenken, können wir nicht nur das Leben in vollen Zügen genießen, sondern auch den Schmerz der Vergangenheit und die Sorgen der Zukunft besser bewältigen.
Die Entwicklung der Achtsamkeit erfordert, wie jede andere Fähigkeit auch, Zeit und Übung. Selbst wenn du anfängst, die Achtsamkeit zu praktizieren, kann es sein, dass du immer noch Angstzustände hast. Vielleicht hast du sogar Angst davor, Angst zu haben oder die Achtsamkeit nicht „richtig“ auszuüben. Sollte dies geschehen, versuche geduldig mit dir selbst zu sein und dir Mitgefühl zu erweisen und denke daran, dass dein Gehirn jedes Mal neue Nervenbahnen bildet, wenn du versuchst, etwas auf achtsame Weise zu tun, auch wenn es dir nicht so vorkommt. Diese neuen Nervenbahnen werden es dir in Zukunft wesentlich leichter machen, mit deinen Ängsten umzugehen.