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Opfer von sexuellem Missbrauch sind „Überlebende“
Definition von sexuellem Missbrauch
Bei Saprea definieren wir sexuellen Missbrauch als jegliche Situation, in der jemand (ein Erwachsener oder ein Gleichaltriger) einen Minderjährigen zu sexuellen Handlungen zwingt oder nötigt, wobei der Übergriff oder Missbrauch auch ohne Berührung erfolgen kann.
Auswirkungen von sexuellem Missbrauch
Die Auswirkungen von Traumata auf betroffene Menschen sind unterschiedlich und werden zum Teil durch Genetik, Charakter, vorhandene Unterstützung, Häufigkeit und dem Alter, in dem das traumatische Ereignis erlebt wurde, beeinflusst. Es gibt jedoch eine Anzahl von Folgen oder Symptomen, die bei Betroffenen häufig auftreten:
- Schamgefühle
- Trigger oder Flashbacks
- Schlafstörungen (z.B. Albträume, Insomnie usw.)
- Substanzgebrauchsstörung
- Psychische Diagnosen/Beschwerden (z.B. Depressionen, Angstzustände, Essstörungen, PTBS usw.)
- Körperliche Diagnosen/Beschwerden (z.B. chronische Schmerzen, Autoimmunkrankheiten usw.)
- Beziehungsprobleme (z.B. Einsamkeit, missbräuchliche Beziehungen, Problem mit Grenzsetzung usw.)
- Bindungslosigkeit (z.B. emotionale Gefühllosigkeit, Dissoziation, Abkopplung vom Körper usw.)
Einige dieser Auswirkungen können bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten, aber sie können im Erwachsenenalter noch belastender und aufdringlicher werden. Viele Betroffene von sexuellem Missbrauch beschreiben das Gefühl, dass sie gegen sich selbst kämpfen, und dass sie die Herausforderungen, oft gar nicht mit den traumatischen Ereignissen in ihrer Kindheit in Verbindung bringen. Daher kann das Wissen darüber, wie sich ein ein Trauma auf das Gehirn und den Körper auswirkt, für Betroffene und ihre Angehörigen wichtig und kraftschenkend sein.
Statistiken über den sexuellen Missbrauch von Kindern
Laut den Centers for Disease Control sind in den USA jedes vierte Mädchen und jeder 13. Junge Opfer von sexuellem Missbrauch;1 UNICEF berichtet von einer ähnlichen Zahl: Weltweit wird jedes achte Kind Opfer von sexuellem Missbrauch.2 But there are complexities with sexual abuse prevalence statistics that make the true scale of the problem difficult to understand.
Eine Meta-Analyse hat ergeben, dass die Missbrauchsrate bis zu 30-mal höher ist als die gemeldeten Fälle,3 was eine beängstigende Vorstellung ist. Viele Opfer geben den sexuellen Missbrauch erst im Erwachsenenalter preis wobei männliche Opfer eher seltener ihren sexuellen Missbrauch offenlegen.4 Es ist also von entscheidender Bedeutung zu wissen, worauf man achten muss, um zu intervenieren, wenn ein Kind Hilfe braucht.
Die traurige Realität ist, dass die Dunkelziffer bei sexuellem Kindesmissbrauch sehr hoch ist. Es gibt mehrere Gründe, warum dies so ist:
- Die Schamgefühle ein Opfer sexuellen Missbrauchs zu sein.
- Die Angst vor Vergeltungsmaßnahmen.
- Die Befürchtung, dass einem nicht geglaubt wird.
- Die Beziehung zwischen Opfer und Täter/in.
- Ein mangelndes Verständnis darüber, was sexueller Missbrauch ist.
Anzeichen von sexuellem Missbrauch
Das Wichtigste, worauf du bei einem Kind achten solltest, ist eine besorgniserregende Verhaltensänderung. Dazu können Zurückgezogenheit, Isolation, Wutausbrüche, Depressionen und/oder Verschlossenheit gehören. Körperliche Anzeichen für sexuellen Missbrauch sind seltener, können aber Blutergüsse, Druckempfindlichkeit oder Infektionen sein. Achte auf körperliche, verhaltensbezogene und emotionale Warnzeichen bei Kindern und Jugendlichen.
Wenn du den Verdacht hast, dass ein Erwachsener in deinem Leben als Kind sexuell missbraucht wurde, aber nichts darüber gesagt hat, ist es wichtig, den oder die Betroffene nicht zu drängen oder auszufragen. Der Kontrollverlust - über den eigenen Körper, die Umstände und die Reaktionen - ist die gelebte Erfahrung von Opfern sexuellen Missbrauchs. Du kannst Sicherheit schaffen, indem du sie nicht unter Druck setzt, mehr zu erzählen, als sie bereit sind mitzuteilen. Wenn du Bedenken hast, teile sie mit ihnen. Biete ihnen deine Unterstützung an, sorge für Vertraulichkeit und biete anderen einen sicheren Raum, in dem sie alles erzählen können, was sie möchten - egal ob viel oder gar nichts. Betroffene von sexuellem Missbrauch haben die Autonomie und das Recht, ihre Geschichte auf ihre eigene Weise, zu ihrer eigenen Zeit und innerhalb ihrer eigenen Bedingungen zu erzählen. Was immer sie auch preisgeben, glaube ihnen.
Opfer vs. Überlebende(r)
Ich verwende das Wort „Überlebende/r“, um mich auf die größere Gemeinschaft von Menschen zu beziehen, die sexuellen Kindesmissbrauch erlebt haben, aber ich weiß, dass dieser Begriff nicht immer die Lebenserfahrung jeder Person widerspiegelt. Manche hassen die Bezeichnung, weil sie sich dadurch eingeschränkt oder durch die Taten anderer definiert fühlen. Andere haben das Gefühl, dass der Begriff „Überlebende/r“ das schöne, sinnvolle Leben, das sie sich aufgebaut haben, und die Kraft, die sie dafür aufgebracht haben, nur unzureichend beschreibt. Manche sehen es als eine Phase, die sie durchlaufen haben oder gerade durchlaufen, während sie an ihrem Heilungsprozess arbeiten. Wieder andere bevorzugen die Bezeichnung „Opfer“, weil es wichtig ist, die Verantwortung des Täters und die Schwere des Geschehens deutlich zu machen. Alle diese Gefühle sind berechtigt und verdeutlichen die Komplexität sexuellen Kindesmissbrauchs und die Tatsache, dass niemand ein Trauma auf die gleiche Weise erlebt oder von ihm heilt.
Die Bezeichnung „Überlebende/r“ wird von vielen verwendet, um Menschen zu beschreiben, die Teil einer Gemeinschaft sind, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben.
Wenn ich an einen neuen Begriff für „Überlebende/Betroffene“ denke, fällt mir kein Wort ein, das all die Assoziationen, die ich empfinde, adäquat widerspiegeln. Ich denke über die Herausforderungen und das Ringen meiner Angehörigen nach, die in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch erlebt haben. Ich erinnere mich an ihre Bemühungen, selbstzerstörerische Gewohnheiten und Gedanken zu überwinden. Und ich erkenne die Eigenschaften an, die sie verkörpern, wie Einfühlungsvermögen, Stärke und Entschlossenheit. Ich staune über ihre Authentizität, Verletzlichkeit und die Schönheit ihrer Seelen. Oft haben sie mit PTBS-Symptomen und negativen Selbstgesprächen zu kämpfen, und gleichzeitig sorgen sie sich um ihre Kinder und Beziehungen, machen ihren Hochschulabschluss, führen erfolgreiche Unternehmen und engagieren sich in vielfältiger Weise für ihre Gemeinschaft. Ich stimme dir zu: Der Begriff „Überlebende/Betroffene“ ist völlig unzureichend, um die Resilienz dieser Menschen zu beschreiben, die an manchen Tagen ein normales, ereignisloses Leben führen und an anderen Tagen bis zur Erschöpfung kämpfen, um die Folgen ihres Traumas von sexuellem Missbrauch zu bewältigen.
Vor ein paar Jahren habe ich gelernt dass es eine bewährte Methode zur Traumabewältigung ist, die Worte, die ich in Gesprächen mit anderen höre, nachzuahmen. Ich habe gesehen, wie sehr es sie validiert, wenn man die gleichen Begriffe benutzt, die sie verwenden, um über ihr vergangenes Trauma zu sprechen. Ich verwende zwar immer noch die Bezeichnungen „Überlebende/Betroffene“, wenn ich diese Gemeinschaft meine, aber zur selben Zeit nutze ich auch die Bezeichnungen, die die Mitglieder dieser Gemeinschaft selbst für sich wählen. Zu diesen Begriffen gehören: Verteidiger/-in, Kämpfer/-in, Unterstützer/-in, Wahrheitssprecher/-in, und - einer meiner Lieblingsbegriffe - ganz einfach, starke Katja.
Vielleicht wird der Dialog über sexuellen Kindesmissbrauch, je mehr Erfahrungen ausgetauscht werden, zu mehr Unterstützung für diejenigen führen, die betroffen sind. Vielleicht nimmt die Gemeinschaft der Betroffenen einen Namen an, der ihre kollektive Stärke, ihr Einfühlungsvermögen, ihre Widerstandskraft und ihren Mut besser widerspiegelt. Ich freue mich auf diese Aussicht. Er wird ein Symbol der Stärke sein, die betroffene Menschen auszeichnet, eine Stärke, die während der #metoo-Bewegung stark zugenommen hat und die Kraft hat, sich weit darüber hinaus zu erstrecken. In der Zwischenzeit gibt es viele Möglichkeiten, sich für die Betroffenen einzusetzen, das Bewusstsein zu schärfen und sie zu unterstützen.
Opfern helfen, zu heilen
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Ressourcen zum Heilen
Saprea ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Betroffene und die Gesellschaft von sexuellem Kindesmissbrauch und seinen dauerhaften Folgen zu befreien. Unser einfühlsames Team aus lizenzierten Therapeutinnen und Experten für die Traumabewältigung von sexuellem Kindesmissbrauch hat es sich zur Aufgabe gemacht, qualitativ hochwertige und effektive Programme und Dienste zu entwickeln und bereitzustellen. Wir helfen Gemeinschaften weltweit, die als Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. Dank der Großzügigkeit unserer Spenderinnen und Spender sind das Saprea Retreat, das Saprea Healing Webinar, die Saprea-Selbsthilfegruppen, und die Online-Ressourcen zum Heilen für alle Teilnehmerinnen kostenlos.
Heilen ist möglich. Egal, ob du dich als Betroffene/r, als Opfer, als Fürsprecher/in oder als Katja identifizierst: Unterschätze dich und deine Möglichkeiten niemals anderen zu helfen