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Annette Curtis, LCSW Über Annette Curtis, LCSW

Annette kam 2016 zu Saprea, nachdem sie 23 Jahre lang bei einer gemeinnützigen Organisation mit Kindern und Jugendlichen im Pflegesystem arbeitete. Annette hat ihren Bachelor in Psychologie an der Brigham Young University und ihren Master in Sozialarbeit an der University of Utah absolviert. Sie ist eine erfahrene Klinikerin mit Schwerpunkt im Bereich Trauma, einschließlich sexuellem Kindesmissbrauch, und hat mit Menschen im Alter von vier Jahren bis ins Erwachsenenalter gearbeitet. Sie engagiert sich für Menschen, die durch sexuellen Missbrauch und seinen Auswirkungen ein Trauma erlitten haben. Wenn sie nicht bei der Arbeit ist, verbringt sie Zeit mit ihrer Familie zu Hause oder in Disneyland.

Anzeichen für sexuellen Kindesmissbrauch

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Anzeichen für sexuellen Kindesmissbrauch

Anne freute sich sehr auf ihre Geburtstagsfeier. Endlich wird sie 8! Die ganze Familie ist eingeladen, einschließlich all ihrer Tanten, Onkel und Cousins. Doch als sie Onkel Jonas sieht, bekommt sie plötzlich Angst und rennt zu ihrer Mutter. „Was ist nur mit Anne los?“, fragt sich ihre Mutter, „sie hat sich doch so sehr auf ihre Feier gefreut“.

Annes Reaktion auf ihren Onkel könnte ein Anzeichen dafür sein, dass mehr dahintersteckt. Wie erkennst du, ob dein Kind sexuell missbraucht wurde? Es gibt mehrere Anzeichen und Merkmale, auf die du achten kannst, die darauf hindeuten, dass dein Kind sexuell missbraucht wurde.

Warnzeichen

Einige der ersten Anzeichen sind vielleicht nicht so offensichtlich wie andere. Wichtig ist, dass du die typischen Merkmale kennst, an denen du eine Veränderung im Verhalten, in der körperlichen oder emotionalen Verfassung deines Kindes erkennst. Diese können je nach Alter deines Kindes, seiner Umgebung und seiner Erziehung variieren. Beginne damit, nach Mustern zu suchen, die nicht der Norm deines Kindes entsprechen.

Verhaltensmerkmale

Einige der Verhaltensmerkmale können wie folgt aussehen:
  • Verhaltensweisen, die das Kind in jüngeren Jahren aufgewiesen hat (Einnässen, Daumenlutschen, Wutanfälle oder Babysprache)
  • Das Kind möchte nicht allein gelassen werden, vor allem nicht mit einer bestimmten Person
  • Das Kind will sich nicht umziehen oder baden
  • Albträume, weinend aufwachen oder andere Schlafprobleme machen sich bemerkbar
  • Veränderungen in den Essgewohnheiten (mehr oder weniger essen, bevorzugte Lebensmittel meiden)
  • Das Zeichnen oder Malen von beängstigenden oder sexualisierten Bildern
  • Unangemessenes Sexualverhalten für das Alter des Kindes
  • Geheimhaltung, verstummen
  • Sexuelles Verhalten, Wissen oder Sprache, die man eher bei Erwachsenen hört
  • Von zu Hause weglaufen
  • Fehlende oder veränderte Körperhygiene
  • Störung des Essverhaltens
  • Isolation
  • Interessensverlust an freudvollen Aktivitäten

Körperliche Merkmale

Einige der körperlichen Merkmale können wie folgt aussehen:
  • Schmerzen beim Urinieren oder beim Stuhlgang
  • Unterwäsche mit Blutflecken oder anderem Ausfluss
  • Zunehmende unerklärliche Gesundheitsprobleme (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen)
  • Schwierigkeiten beim Gehen oder Sitzen
  • Schmerzen oder Juckreiz im Genitalbereich
  • Rektale Blutungen
  • Unerklärbare Blutergüsse oder Blaue Flecken, besonders im Genitalbereich

Emotionale Merkmale

Einige der emotionalen Merkmale können sich wie folgt bemerkbar machen:
  • Veränderung der Laune oder der Persönlichkeit, z.B. erhöhte Aggressivität, Reizbarkeit
  • Interessenverlust oder -abnahme im Hinblick auf Bereiche wie Schule, Freunde oder Aktivitäten, die das Kind früher mochte
  • Übermäßige Angst oder Sorge
  • Angst, allein gelassen zu werden, Anhänglichkeit
  • Selbstverletzendes Verhalten wie Schlagen, Kratzen oder Haare ausreißen
  • Zunehmende Selbstisolierung, Weinen, mangelndes Selbstwertgefühl
  • Abnehmendes Selbstvertrauen oder schlechtes Selbstbild
  • Negative Selbstgespräche (sich selbst als schlechte Person oder hässlich bezeichnen)
  • Schwere Depressionen und/oder Angstzustände
Merkmale, die in Jugendlichen wahrgenommen wurden
Zusätzlich zu den Merkmalen, die bei Kindern beobachtet wurden, können Jugendliche zusätzlich folgende Anzeichen aufweisen:
  • Angst vor Intimität oder Nähe
  • Selbstmordgedanken oder -versuche
  • Selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen oder Verbrennen
  • Drogen- und Alkoholkonsum
  • Außer Kontrolle geratenes/riskantes Sexualverhalten
  • Blasenentzündungen, Pilzinfektion im Genitalbereich, sexuell übertragbare Krankheiten
Haftungsausschluss: Wenn du Suizidgedanken hast, dir Sorgen um einen Freund oder einen geliebten Menschen machst oder emotionale Unterstützung suchst, dann wähle die unten aufgeführte Nummer für dein Land.
Für Hilfe in Österreich wähle: 142
Für Hilfe in Deutschland wähle: 0800.1110111 | 0800.1110222
Für Hilfe in der Schweiz wähle: 143
Es ist wichtig, dass du auf Veränderungen in diesen Bereichen achtest, die plötzlich auftreten oder ungewöhnlich für dein Kind oder deinen Jugendlichen sind. Einige dieser Merkmale können Teil des Erwachsenwerdens oder körperlicher Veränderungen sein oder durch andere Faktoren wie Scheidung, Mobbing oder andere Formen von Traumata erklärt werden. Wenn du Anzeichen siehst, die Anlass zur Sorge geben, ist es besser, früher als später zu handeln.

Maßnahmen ergreifen

Was kannst du tun, wenn du als Elternteil oder Erzieher/in Anzeichen von sexuellem Missbrauch an einem Kind oder Jugendlichen erkennst oder vermutest? Achte auf die Muster oder Merkmale. Wenn dir etwas komisch vorkommt, achte auf dein Bauchgefühl und gehe der Sache auf den Grund.

01

Zuhören und glauben

  • Wenn ein Kind dir erzählt, dass es missbraucht wurde, höre zu und glaube ihm.
  • Unterbrich es nicht und stell ihm zunächst keine Fragen.
  • Es kann sein, dass es noch nicht bereit ist, alles zu erzählen, was passiert ist.
  • Das Kind kann Hinweise geben, denen du nachgehen kannst, um weitere Informationen zu sammeln.
  • Wenn der sexuelle Missbrauch bestätigt wird, darfst du auf keinen Fall das Kind dafür beschämen oder verantwortlich machen.
  • Ermutige das Kind und unterstütze es.
  • Setze dich mit dem örtlichen Kinderschutzbund, einer Beratungsstelle für sexuelle Übergriffe oder der Polizei in Verbindung. (Sie können dir dabei helfen den Missbrauch zu melden).

02

Erstelle einen Sicherheitsplan

  • Wenn du die Person kennst, die dein Kind sexuell missbraucht hat, dann halte das Kind von dieser Person fern.
  • Wenn du dir nicht sicher bist, wer der Täter oder die Täterin ist, vermeide es, dein Kind in potenziell unsichere Situationen wie Übernachtungen oder Familienfeiern zu bringen oder es mit anderen Erwachsenen allein zu lassen.
  • Wenn dein Kind von einem anderen Kind bei euch zu Hause missbraucht wurde, solltest du dafür sorgen, dass es keinesfalls allein gelassen wird.
  • Wenn das Kind in der Schule, von einem Cousin oder Nachbarn missbraucht wurde, dann sprich mit denjenigen, die dir helfen können, einen Sicherheitsplan zu erstellen.
  • Achte auf Anzeichen deines Kindes, wenn es unter Menschen ist. Diese können dir weitere Informationen geben.
  • Möglicherweise musst du dein Leben grundlegend ändern, um dein Kind von dem Täter fernzuhalten, z.B. indem du nicht mehr an Familientreffen teilnimmst usw. Erstelle mit deinem Kind einen Sicherheitsplan, damit es weiß, dass es in Sicherheit und geborgen ist.
  • Dazu kann auch ein Sicherheitswort gehören, mit dem es signalisiert, dass es sich unwohl fühlt oder eine bestimmte Situation verlassen muss.

03

Such Hilfe für dein Kind

  • Je nach Alter deines Kindes kann dies ein/e traumainformierte/r Therapeut/in oder ein Spezialist für Spieltherapie sein.
  • Wenn die Behörden involviert sind, hast du in den meisten Fällen Zugang zu einem Opferanwalt, der die Kosten für alle Leistungen übernimmt, die dein Kind benötigt.
  • Sei weiterhin für das Kind da, indem du ihm zuhörst und es ermutigst.

Achte auf dich selbst

Es ist auch wichtig, dass du dich als Elternteil oder Vertrauensperson um dich selbst kümmerst. Es ist normal, sich von Scham und Schuldgefühlen geplagt zu fühlen. Durch Selbstfürsorge kannst du für dein Kind da sein und auf seine Bedürfnisse eingehen. Nimm einen Tag nach dem anderen. Denke daran, dass das Heilen Zeit erfordert und in einem Tempo erfolgen muss, mit dem dein Kind umgehen kann. Manche Tage mögen schwieriger sein als andere, aber deine Reaktion und deine Einstellung werden eine wichtige Rolle dabei spielen, deinem Kind zu helfen, zu heilen und resilient zu sein.

Über den Autor/die Autorin

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Annette Curtis, LCSW

Retreat-Managerin
Annette kam 2016 zu Saprea, nachdem sie 23 Jahre lang bei einer gemeinnützigen Organisation mit Kindern und Jugendlichen im Pflegesystem arbeitete. Annette hat ihren Bachelor in Psychologie an der Brigham Young University und ihren Master in Sozialarbeit an der University of Utah absolviert. Sie ist eine erfahrene Klinikerin mit Schwerpunkt im Bereich Trauma, einschließlich sexuellem Kindesmissbrauch, und hat mit Menschen im Alter von vier Jahren bis ins Erwachsenenalter gearbeitet. Sie engagiert sich für Menschen, die durch sexuellen Missbrauch und seinen Auswirkungen ein Trauma erlitten haben. Wenn sie nicht bei der Arbeit ist, verbringt sie Zeit mit ihrer Familie zu Hause oder in Disneyland.

Können Kinder andere Kinder sexuell missbrauchen?

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Können Kinder andere Kinder sexuell missbrauchen?

Margo ist Hausfrau und Mutter von drei Kindern. Sie erwischte ihren 7-jährigen Sohn dabei, wie er mit dem Penis seines 2-jährigen Cousins spielte. Als sie ihren Sohn schockiert fragte, was er da mache, antwortete er: „Er hat geweint, ich wollte ihn beruhigen“. Sie dachte sich: Mein Sohn ist ein Sexualstraftäter. Was soll ich tun? Ist die Annahme von Margo richtig, dass ihr Sohn ein Sexualstraftäter ist?

Petra, eine berufstätige Mutter von zwei Kindern, erwischte ihre 10-jährige Tochter dabei, wie sie die Vagina ihrer 3-jährigen Schwester anfasste. Als sie sah, was vor sich ging, sagte Petra: „Hör auf damit! Geh dein Zimmer aufräumen.“ Petra thematisierte nicht, was ihre Tochter getan hatte, weil sie annahm, dass dies ein „normales“ Verhalten für Kinder sei. War es richtig, dass Petra dieses Verhalten nicht weiter ansprach?

Beide Szenarien können Eltern erschrecken, und beide sollten angesprochen werden. Gibt es so etwas wie sexuellen Missbrauch zwischen Kindern? Dieses Thema kann für Eltern ein schwieriges Gesprächsthema sein, aber es ist wichtig, dass Eltern wissen, wie sie reagieren sollten und wie sie potenziell schädliche sexuelle Verhaltensweisen erkennen können.

Wenn ein Kind vor der Pubertät von einem anderen Kind oder Jugendlichen sexuell missbraucht wird, spricht man von sexuellem Missbrauch zwischen Kindern. Dieser Missbrauch kann körperliche Gewalt, emotionale Manipulation, Bestechung, Tricks oder Drohungen von Seiten des anderen Kindes umfassen. Es kann auch eine Handlung ohne Nötigung oder Druck sein. Hierbei initiiert ein Kind sexuelle Handlungen und das andere Kind macht mit, ohne zu verstehen, was vor sich geht.1 Das Kind kann diesen Handlungen nicht einvernehmlich zustimmen, da es nicht in der Lage ist, sein Einverständnis zu geben. (Siehe unseren Gemeinschaftskurs zum Thema Einverständnis).

Was könnte zu sexuellem Missbrauch zwischen Kindern führen? Es kann viele Faktoren geben. Einige Kinder, die dieses Verhalten aufweisen, sind selbst Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch geworden, aber das ist nicht immer der Fall. Andere Faktoren können der Kontakt mit pornografischem Material, das wiederholte Miterleben sexueller Handlungen von Erwachsenen oder Jugendlichen, Mobbing, emotionaler und/oder körperlicher Missbrauch oder Bindungsstörungen sein. In manchen Fällen handelt das Kind oder der Jugendliche impulsiv, ohne die Absicht, dem anderen Kind Schaden zuzufügen.

Manche Kinder können auch sexuell reaktiv sein. Sie reagieren auf sexuelle Weise, da sie selbst sexuell missbraucht wurden. Sexuelle Reaktivität ist ein erlerntes Verhalten. Unabhängig davon, ob die Absicht bestand, Schaden anzurichten oder nicht, schaden missbräuchliche Handlungen dem anderen betroffenen Kind trotzdem.

Studien deuten darauf hin, dass mindestens ein Drittel sexueller Übergriffe auf Kinder von anderen Kindern und Jugendlichen verübt werden, wobei der Übergriff meistens auf ein jüngeres Kind erfolgt.2 Ein Teil davon ist sexueller Missbrauch unter Gleichaltrigen. Einige Faktoren, die zu berücksichtigen sind, sind z.B., ob die sexuellen Handlungen auf Gegenseitigkeit beruhen oder nicht, die Unterschiedlichkeit der Kinder, Machtdynamik, Behinderung und Altersunterschiede von zwei oder mehr Jahren. Sexueller Missbrauch zwischen Kindern kommt am ehesten in Familien, zwischen Geschwistern, vor. Tatsächlich ist diese Art des Missbrauchs 3-4 Mal mehr verbreitet als sexueller Missbrauch zwischen Vätern und Töchtern. Sexueller Missbrauch durch Geschwister findet häufiger und über einen längeren Zeitraum statt, weil das Kind leichter zugänglich ist. Kinder, die von sexuellem Missbrauch unter Geschwistern betroffen sind, berichten seltener davon als von Missbrauch innerhalb der Familie durch einen Erwachsenen im Elternhaus.3

Die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch zwischen Kindern sind größtenteils die gleichen wie bei Kindern, die von einem Erwachsenen missbraucht werden. Zu den traumatischen Folgen des Missbrauchs können Angststörungen, Depressionen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Selbstmord, Essstörungen, posttraumatische Belastungsstörung, geringes Selbstwertgefühl und Schlafstörungen gehören. Verhaltensindikatoren, auf die man achten sollte, sind Lernschwierigkeiten, eine ausgeprägte Schreckhaftigkeit, Angst davor, mit einem bestimmten Kind allein zu sein, und Regressionsverhalten wie Bettnässen, Wutanfälle oder Wutausbrüche.

Um den sexuellen Missbrauch zwischen Kindern zu verstehen, ist es wichtig, dass wir uns ansehen, wie eine gesunde sexuelle Entwicklung aussehen sollte.

Um auf die Geschichten von Margo und Petra zurückzukommen: Es ist wichtig, dass die beobachteten Verhaltensweisen sofort angesprochen werden, sowohl für das Wohlergehen des missbrauchten Kindes als auch für das Kind, das den sexuellen Kontakt initiiert hat. Das Verhalten „abzutun“, weil „Kinder nun mal Kinder sind“, kann für alle Beteiligten nachhaltige Folgen haben.4 Je früher das Verhalten angesprochen wird, desto eher hört es auf. Achte darauf, das Kind, das den Missbrauch begonnen hat, nicht als „Täter“ oder „Pädophilen“ abzustempeln, denn das kann es übermäßig beschämen und seine Fähigkeit, zu gesünderen Verhaltensweisen überzugehen, beeinträchtigen. Indem du Unterstützung und Aufklärung bietest, im Falle von sexuellem Missbrauch zwischen Kindern, kannst du das weitere Risiko und die dauerhaften Auswirkungen des Missbrauchs minimieren.

Über den Autor

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Annette Curtis, LCSW

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Annette kam 2016 zu Saprea, nachdem sie 23 Jahre lang bei einer gemeinnützigen Organisation mit Kindern und Jugendlichen im Pflegesystem arbeitete. Annette hat ihren Bachelor in Psychologie an der Brigham Young University und ihren Master in Sozialarbeit an der University of Utah absolviert. Sie ist eine erfahrene Klinikerin mit Schwerpunkt im Bereich Trauma, einschließlich sexuellem Kindesmissbrauch, und hat mit Menschen im Alter von vier Jahren bis ins Erwachsenenalter gearbeitet. Sie engagiert sich für Menschen, die durch sexuellen Missbrauch und seinen Auswirkungen ein Trauma erlitten haben. Wenn sie nicht bei der Arbeit ist, verbringt sie Zeit mit ihrer Familie zu Hause oder in Disneyland.

Kinderfürsorge nach sexuellem Missbrauch

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Kinderfürsorge nach sexuellem Missbrauch

So, du hast also einen der wichtigsten Schritte genommen und die örtliche Anzeigebehörde angerufen und den sexuellen Kindesmissbrauch gemeldet? Was kannst du aber in diesem Augenblick tun, um dich um dein Kind zu kümmern?

Kümmere dich darum, dass dein Kind so schnell wie möglich in Therapie geht. 

Wenn du nicht krankenversichert bist oder deine Krankenkasse die Therapie nicht bezahlt, gibt es bei der Hilfsorganisation WEISSER RING Fonds für Betroffene sexuellen Kindesmissbrauchs im Rahmen des Ergänzenden Hilfesystem (EHS), die weitere Unterstützung von Kosten leisten können. Es gibt einige Antragsvoraussetzungen, die zu beachten sind.

Finde einen Therapeuten, dessen Schwerpunkt auf der Behandlung von Traumata liegt und der zudem traumasensibel ist. 

Sollte dein Kind noch jünger sein, versuche einen Therapeuten zu finden, der in Sandspieltherapie oder Spieltherapie ausgebildet ist und sich mit Traumata auskennt. Oftmals erzählen Kinder ihre Geschichte durch das Spielen und Teilen Details mit, die sie nicht in Worte fassen oder artikulieren können. Du kannst dich mit dem Therapeuten treffen, um zu sehen, ob er für die Zusammenarbeit mit dir, aber vor allem für dein Kind geeignet ist. Beobachte, wie dein Kind auf den Therapeuten reagiert. Beachtet der Therapeut das Verständnis und Lern-Niveau deines Kindes? Wirken sie herablassend auf dein Kind oder sind sie verständnisvoll und fürsorglich? Vertraue deinem Bauchgefühl.

Es ist äußerst wichtig, dass deinem Kind geglaubt und unterstützt wird. 

Ich habe den Schaden aus erster Hand miterlebt, wenn Eltern ihrem Kind nicht glauben, das Geschehene verharmlosen, dem Kind in irgendeiner Weise die Schuld in die Schuhe schieben oder versuchen, es unter den Teppich zu kehren, als ob der Missbrauch nie passiert oder nicht so schlimm gewesen wäre. Vergiss nicht, egal ob der Missbrauch einmal oder mehrere Male passiert ist, es ist ein absolutes Trauma. Für dein Kind in jeder Hinsicht da zu sein, kann helfen, die langfristigen Auswirkungen des Missbrauchs zu lindern. Das Vertrauen deines Kindes in eine andere Person wurde gebrochen. Du kannst dem Kind helfen zu sehen, dass man dir vertrauen kann und dass nicht alle Erwachsenen unglaubwürdig sind. Vergewissere dich außerdem, dass du deinem Kind klar machst, dass der Missbrauch nicht seine Schuld war. Erlaube deinem Kind zu reden, wenn es das Bedürfnis dazu hat, aber stelle nicht zu viele Fragen. Versuche nicht, die Probleme deines Kindes zu lösen. Du kannst Alternativen oder Vorschläge anbieten, aber am Ende wird dein Kind mehr Kraft entwickeln, wenn es seine eigenen Entscheidungen trifft.

Dein Kind kann in jedem Moment einen Trigger erleben. 

Ein Trigger ist etwas, das eine Person an das Trauma erinnert, das sie erlebt hat. Das kann ein Ort, eine Person, ein Geruch, eine Tageszeit oder viele verschiedene Dinge sein. Höchstwahrscheinlich sind dir einige von ihnen bewusst, aber nicht alle. Wenn ein Kind einen Trigger erlebt, kann es sein, dass es sich in den Moment zurückversetzt fühlt, in dem das Trauma stattfand und sich genau so fühlt wie damals (z.B. verängstigt, hilflos, gefangen). Arbeite mit dem Therapeuten deines Kindes an Techniken, die helfen, wie z.B. die Tiefatmung oder eine Lieblingsdecke oder ein Kuscheltier zu holen. Dein Kind muss sich sicher und von dir unterstützt fühlen, unabhängig davon, wie du dich fühlst oder was du im Moment glaubst.

Deine Reaktion und das, was du nach dem Missbrauch tust, sind entscheidend für den Heilungsprozess deines Kindes. Nutze die Ressourcen, die dir zur Verfügung stehen, um in diesem Prozess zu helfen und sorge auch für dich selbst. Dein Kind muss mit einem Elternteil oder einer vertrauenswürdigen Person interagieren, die gesund ist. Versuche, einen beständigen Zeitplan, eine Routine und den Haushalt aufrechtzuerhalten. Dies kann deinem Kind helfen, sich sicher und geborgen zu fühlen und weniger verängstigt über die Zukunft zu sein. Liebe dein Kind bedingungslos und sei für dein Kind präsent. Verstehe, dass der Heilungsprozess Zeit erfordert und es keinen bestimmten Zeitrahmen dafür gibt.

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Annette Curtis, LCSW

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Annette kam 2016 zu Saprea, nachdem sie 23 Jahre lang bei einer gemeinnützigen Organisation mit Kindern und Jugendlichen im Pflegesystem arbeitete. Annette hat ihren Bachelor in Psychologie an der Brigham Young University und ihren Master in Sozialarbeit an der University of Utah absolviert. Sie ist eine erfahrene Klinikerin mit Schwerpunkt im Bereich Trauma, einschließlich sexuellem Kindesmissbrauch, und hat mit Menschen im Alter von vier Jahren bis ins Erwachsenenalter gearbeitet. Sie engagiert sich für Menschen, die durch sexuellen Missbrauch und seinen Auswirkungen ein Trauma erlitten haben. Wenn sie nicht bei der Arbeit ist, verbringt sie Zeit mit ihrer Familie zu Hause oder in Disneyland.