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Zukunftsorientiertes Denken entwickeln

Zukunftsorientiertes Denken bedeutet, dass du deine Gedanken auf die Zukunft richtest und daran glaubst, dass du heilen kannst.

Viele Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch haben mit gemischten Gefühlen zu kämpfen, wenn sie an die Zukunft denken. Angesichts des Traumas, das sie in der Vergangenheit erlitten haben, und der anhaltenden Folgen ihres Alltags fällt es Betroffenen oft schwer, sich eine hoffnungsvolle und glückliche Zukunft vorzustellen. Der Blick in die Zukunft kann eine besondere Herausforderung sein, wenn ein Großteil der Energie der Betroffenen darauf ausgerichtet ist, auf Trigger und Stressfaktoren in der Gegenwart zu reagieren.

Hier kommt zukunftsorientiertes Denken ins Spiel. Wenn wir uns überlegen, was wir uns für die Zukunft wünschen, sind wir besser in der Lage, uns auf heilsame Gedanken und Handlungen in der Gegenwart zu konzentrieren.

Was ist zukunftsorientiertes Denken?

Zukunftsorientiertes Denken bedeutet, dass du deine Gedanken auf die Zukunft richtest und daran glaubst, dass du heilen kannst. Es hilft dir dabei, deinen Fokus und dein Verhalten von Entscheidungen, die durch das reaktive limbische System beeinflusst werden, auf Entscheidungen zu übertragen, die durch den analytischen Präfrontalkortex gesteuert werden. Mit dieser Neuorientierung deines Fokus kannst du Entscheidungen treffen, die deine Hoffnungen, Träume und die Zukunft, die du dir erhoffst, widerspiegeln, anstatt Entscheidungen zu treffen, die von Angst und emotionaler Unruhe bestimmt sind.

Wie beginnt man zukunftsorientiertes Denken zu praktizieren? Die Antwort ist einfach: indem du dir Vorsätze setzt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Ziel und einem Vorsatz?

Ein Ziel ist etwas, das wir erreichen wollen. Bei Vorsätzen geht es eher darum, wer wir sind und was wir im gegenwärtigen Moment brauchen. Vorsätze sind unabhängig von Zielen, sie werden jeden Tag gelebt und konzentrieren sich auf die Bestrebungen, die wir haben und die Beziehung, die wir zu uns selbst aufgebaut haben. Nachdem Ziele erreicht werden, kann man ein Häkchen setzen, aber Vorsätze sind das, worauf wir unsere Ziele ausrichten. Sie können die Form fortlaufender Aussagen annehmen, die unserem Alltag eine dauerhafte Orientierung geben. Letztendlich geht es beim Setzen von Zielen darum, nach vorne zu schauen, während es beim Setzen von Vorsätzen darum geht, nach innen zu blicken, um zu verstehen, welche Ziele man setzen möchte.

Das Setzen von Vorsätzen gibt dir auch die Möglichkeit, deine persönlichen Werte mit dem in Einklang zu bringen, was du dir für den Tag vorgenommen hast. Wenn du dir Vorsätze setzt, bist du in der Lage, deine Aspirationen zu definieren und festzulegen, wie du sie täglich umsetzen willst, um der Zukunft näher zu kommen, die du dir wünscht.

Warum kann es für Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch so schwierig sein, sich Vorsätze zu setzen?

Scham kann ein Hindernis sein, das uns davon abhält, uns etwas vorzunehmen. Ob es Gefühle der Ausweglosigkeit und der Trauer sind oder Gedanken wie „Ich verdiene es nicht zu heilen“ oder „Ich werde es nie schaffen, meine Vorsätze zu verwirklichen“, diese Gefühle können uns davon abhalten, zukunftsorientiertes Denken zu entwickeln und zu üben.

Wir können diese schambesetzten Gedanken bekämpfen, indem wir uns einen Vorsatz setzen, der dazu beiträgt, unsere Selbstwahrnehmung in eine hilfreichere Richtung zu lenken. Wenn du z.B. den Gedanken hast: „Ich werde nie von diesen negativen Gedanken loskommen“, könntest du einen Vorsatz aufschreiben, der dir hilft, diese Einstellung zu ändern. Dein Vorsatz könnte wie folgt formuliert werden: „Ich möchte mich selbst in einem mitfühlenderen Licht sehen.“

Wie setze ich mir einen Vorsatz?

Das Setzen von Vorsätzen sieht für jeden anders aus. Sie können täglich, wöchentlich oder monatlich festgelegt werden. Sie können in Form eines Satzes, einer Phrase oder eines Wortes aufgeschrieben werden. Manch einer schreibt sie vielleicht in seinen Kalender: „Ich begegne neuen Situationen mit Neugierde und Aufgeschlossenheit“. Für einen anderen ist es der Satz „Körperliebe“ auf einem Haftzettel neben dem Badezimmerspiegel. Vielleicht ist es sogar das Wort „Erkunden, Dankbarkeit“ oder „Ernährung“, das auf einem Vision-Board steht und von Bildern umgeben ist, die diesen Vorsatz visualisieren.

Wähle einen Ansatz, der dir am meisten zusagt und der auf deine Bedürfnisse, Interessen und deinen Alltag abgestimmt ist. Was auch immer du versuchst, beginne damit, einen Gedanken oder eine Handlung zu finden, die das Heilen in deinem Leben fördert. Auf diese Weise entwickelst du aspirationsorientiertes Denken. Ein wichtiger Teil der Aspiration ist die Erkenntnis, dass etwas nicht ewig so bleiben wird, wie es ist. Deshalb beginnen Vorsätze damit, dass du in die Zukunft blickst und neue Möglichkeiten wahrnimmst - eine Zukunft, die anders ist als die, die „immer“ war oder die „immer“ sein wird. Es geht darum, zu überlegen, was du willst und den Vorsatz zu fassen, auf eine Zukunft hinzuarbeiten, die von diesen Wünschen geprägt ist.

Was ist, wenn ich nicht weiß, was ich will?

Da viele Betroffene einen Großteil ihrer Energie damit verbringen, die Auswirkungen ihres Traumas in der Gegenwart zu bewältigen, kann es schwierig sein, einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, was sie sich für die Zukunft wünschen.

Die folgenden Fragen können dir dabei helfen, herauszufinden, wie eine hoffnungsvolle Zukunft für dich aussieht:

  • Wann bin ich am glücklichsten?
  • Wie würde ich mich gerne weiterentwickeln?
  • Welches Gefühl würde ich gerne in meinen Tag einbringen?
  • Was würde ich gerne in die Welt hinaustragen?

Neben diesen Fragen findest du im Folgenden einige Übungen, die dir helfen können, Ideen zu entwickeln.

Der perfekte „normale“ Tag 

Stelle dir einen typischen, durchschnittlichen Tag in deinem Leben vor, an dem alles reibungslos läuft. Damit ist nicht der Tag gemeint, an dem du das Lotto-Spiel gewinnst oder in den Urlaub fährst. Vielmehr ist es ein Tag, der deine normale Routine mit einbezieht, aber dennoch als einer der besten Tage in Erinnerung bleibt.

Stelle dir vor, was an diesem Tag passiert, angefangen vom Aufwachen bis zum Schlafengehen.

  • Wo gehst du hin?
  • Was unternimmst du?
  • Wie gehst du mit anderen um?
  • Mit wem verbringst du Zeit?
  • Welche Erlebnisse hast du?
  • Welche Details machen diesen Tag so besonders?

Während du über diese Fragen nachdenkst, schreib eine Beschreibung deines Tages auf. Wenn du mit deiner Beschreibung fertig bist, denke an deinen idealen „normalen“ Tag zurück. Welche Erkenntnisse gibt er über das, was dir am wichtigsten ist? Welche Dinge deines Alltags bereiten dir am meisten Freude?

Erstelle eine Liste mit mindestens drei Dingen, die du gelernt hast. Bewahre diese Liste irgendwo auf, wo du sie bei Bedarf zur Erinnerung schnell lesen kannst.

Ratschläge von deinem zukünftigen Selbst

Eine weitere Möglichkeit, zukunftsorientiertes Denken zu entwickeln, besteht darin, dir ein Gespräch mit deinem zukünftigen Ich vorzustellen.

Stell dir vor, du bist an deinem Lieblingsplatz im Freien. Vielleicht ist es ein Strand bei Sonnenuntergang, vielleicht ist es auch ein abgelegener Wald oder ein ruhiger Garten.

Stell dir vor, dass du durch diesen Ort gehst und dich einem Haus näherst. Dies ist das Haus deines zukünftigen Ichs - eine ältere und weisere Version, die all deine Hoffnungen und Aspirationen erfüllt hat. Wenn du auf die Tür zugehst, um dein zukünftiges Ich zu begrüßen, versuche wahrzunehmen wie alt dein weises Ich ist, was trägst du? Wie siehst du aus? Wie bewegst du dich?

Stell dir vor, dass du mit deinem weiseren Selbst sitzt und ihr euch unterhaltet. Nimm deine Gegenwart wahr, deine Energie und wie sie auf dich einwirkt. Nimm dir Zeit, um dein weiseres Selbst zu fragen, wie es dazu gekommen ist, dass es so ist, wie es ist, und höre dir die Antworten genau an. Frag dich, was dir auf deinem Weg am meisten geholfen hat. Was musstest du loslassen, um so zu werden, wie du bist? In welchen Lebensbereichen hast du neues Wachstum gefördert? Welche neuen Verhaltensweisen und Denkmuster hast du entwickelt?

Bevor du das Haus verlässt, überreicht dein zukünftigen Ich dir ein Geschenk. Es ist eine kleine Schachtel mit einer Weisheit darin, die dir jetzt in diesem Moment helfen kann. Du öffnest die Schachtel und schaust hinein. Was sagt die Botschaft?

Im Folgenden findest du ein paar weitere Fragen, die du dir stellen kannst:

  • Was habe ich bei der Begegnung mit meinem Zukünftigen Ich empfunden?
  • Was ist mir an der Umgebung aufgefallen?
  • Was war an meinem Zukünftigen Ich anders als an dem, wie ich mich heute sehe?
  • Welche Dinge hat mein weiseres Ich wertgeschätzt?

Schreibe auf, was dir am wichtigsten ist 

Die Antworten auf diese Fragen können dir dabei helfen herauszufinden, was dir am wichtigsten ist. Wenn es dir z.B. wichtig ist Geduld zu entwickeln, könntest du diesen Vorsatz aufschreiben: „Ich werde mich bewusst daran erinnern, dass ich mich annehmen und liebevoll mit mir umgehen werde und dass das Heilen Zeit erfordert.“ Oder, wenn es um Sicherheit geht, könnte dein Vorsatz lauten: „Ich pflege Beziehungen zu denen, denen ich vertraue und bei denen ich mich sicher fühle.“

Wenn du diese Übung machst, kannst du eine bessere Vorstellung davon bekommen, wohin dein Weg dich führen wird. Was auch immer du als wichtig erachtest, kann dich daran erinnern, warum du daran glaubst, dass du heilen kannst.

Wenn du deine Vorsätze aufgeschrieben hast, kannst du einen Plan erstellen, um diese Vorsätze in konkrete Handlungen umzuwandeln - eine Handlung, die dich der Zukunft, die du dir wünschst, näherbringen wird.

Jede positive Entscheidung, die du triffst, ist eine kleine Investition in deine Gesundheit und dein Glück.
—Rebecca Scritchfield, Körperliebe4

Wenn du beobachtest, wo du auf deinem Weg zur Heilung stehst, und dir Vorsätze setzt, wo du gerne sein möchtest, übst du:

  • Akzeptanz, indem du erkennst, welche Gedanken und Handlungen du gerade ausführst und ob diese Gedanken und Handlungen dich zu der Überzeugung führen, dass du heilen kannst.
  • Achtsamkeit, indem du deine Gedanken und Handlungen bewusst und zielgerichtet auf Vorsätze lenkst, die zum Heilen führen.
  • Aspiration, indem du dir überlegst, was dir am wichtigsten ist und was du dir für deine Zukunft wünschst.