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Sexuelle Erregung während des Missbrauchs und die Scham der Betroffenen

Denk an das letzte Mal, als du dich zum Essen hingesetzt hast. Vielleicht hast du es endlich geschafft, eine Mittagspause auf der Arbeit zu machen oder du bist nach Hause gekommen und hast mit deiner Familie zu Abend gegessen. Nachdem du mit dem Essen fertig warst, hast du wahrscheinlich überlegt, ob es für deinen Körper ein guter Zeitpunkt war, das Essen zu verdauen, oder? Du hast dir bestimmt gedacht: „Ich glaube, ich verdaue mein Essen lieber später. Ich habe jetzt einfach keine Zeit, ich werde es auf später verschieben.“ Moment, so war es aber nicht!

Warum eigentlich? Weil dein Körper viele Dinge ohne Nachdenken von allein regelt. Wenn du isst, beginnt dein Körper sofort mit der Verdauung deiner Nahrung und liefert dir Nährstoffe und Energie. Das ist ein natürlicher, physiologischer Prozess.

Sexuelle Erregung ist eine natürliche körperliche Reaktion 

Das Gleiche gilt für die sexuelle Erregung: Sie ist ein natürlicher Prozess in unserem Körper. Ellen Bass und Laura Davis erklären: „Unsere Körper sind dafür geschaffen, auf Stimulation zu reagieren. Wenn sie durch sexuelle Berührungen stimuliert werden, ist unsere gesamte Körperchemie darauf ausgerichtet, Freude zu erzeugen. Das sind natürliche körperliche Reaktionen, über die wir keine Kontrolle haben.“1.

Dennoch empfinden Betroffene immer noch Scham und Schuldgefühle, wenn sie während des Missbrauchs sexuell erregt waren, und diese Scham kann sich auf gegenwärtige Beziehungen und Erfahrungen auswirken. Eine Betroffene sagte zum Beispiel:

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich während des Missbrauchs sexuell erregt war. Danach war ich so wütend auf mich, schämte mich und ekelte mich vor mir selbst. Wenn ich jetzt mit meinem Mann intim bin, erstarre ich, als wolle ich verhindern, dass ich beim Sex Vergnügen empfinde. 2

Der Missbrauch kann bei Betroffenen verwirrende und widersprüchliche Reaktionen hervorrufen. Einerseits wolltest du schreien oder weinen, damit der Missbrauch aufhört. Andererseits hat dein Körper möglicherweise angenehme Empfindungen erlebt.

Eine natürliche Reaktion ist kein Grund zur Scham 

Eins solltest du wissen: Wenn du während deines Missbrauchs sexuell erregt warst oder Vergnügen empfunden hast, bedeutet das auf keinen Fall, dass du dem Geschehen zugestimmt hast oder es genossen hast. Du hast den Missbrauch nicht ermutigt. Genauso wenig bedeutet es, dass sexuelle Lust etwas Schlechtes ist. Einfach ausgedrückt: Wenn du Erregung oder einen Orgasmus erlebt hast, bedeutet das, dass dein Körper das getan hat, wofür er gedacht ist. Eine andere Betroffene sagte: „Ich musste anerkennen und begreifen, dass ich nicht erregt war, weil ich es mochte. Mein Körper hat auf die Berührung reagiert. Mehr nicht.“1

Sex, Intimität, Vertrauen und Verrat sind für Betroffene auf komplizierte und verwirrende Weise miteinander verbunden. Diese Zusammenhänge zu entwirren, erfordert Zeit und Arbeit, aber es kann dich vielleicht beruhigen zu wissen, dass die natürlichen Reaktionen deines Körpers genau das sind - natürlich. Du brauchst dich nicht dafür zu schämen, dass dein Körper deine Nahrung ohne deine Erlaubnis verdaut, ebenso wenig musst du dich für andere natürliche Reaktionen deines Körpers schämen.