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Durchsetzungsstarke Kommunikation

Eine durchsetzungsstarke Kommunikation verleiht dir deine Stimme zurück, während du gleichzeitig andere respektierst.
Auch wenn die Kommunikation mit anderen Menschen ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens ist, fällt es uns nicht immer einfach, effektiv zu kommunizieren. Das gilt besonders für Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch. Die Entwicklung guter Kommunikationsfähigkeiten kann dir auf deinem Weg zur Heilung helfen, da du besser in der Lage bist, gesunde Grenzen zu ziehen und durchzusetzen, sowie erfüllende Beziehungen zu anderen aufzubauen.

Was ist der Zusammenhang zwischen Kommunikationsproblemen und sexuellem Kindesmissbrauch?

Was ist der Zusammenhang zwischen Kommunikations-problemen und sexuellem Kindesmissbrauch?

Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kindheit berichten häufig von Problemen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere bei der Kommunikation. Diese Probleme sind oft direkt auf den Missbrauch zurückzuführen, den sie in der Vergangenheit erlitten haben. Das Missbrauchstrauma kann das Selbstvertrauen einer Person, ihre Wahrnehmung von Beziehungen und ihre Bereitschaft, sich anderen zu öffnen, stark beeinträchtigen, aber diese Auswirkungen müssen nicht von Dauer sein. Du kannst Maßnahmen ergreifen, um deine persönliche Ausdrucksweise zu stärken und deine Erwartungen, wie andere mit dir kommunizieren, neugestalten.
Das Beste, was ich je getan habe, war, meine Stimme zu finden und ich hoffe, dass ich anderen helfen kann, ihre Stimme ebenfalls zu finden. Ich weiß, dass das Heilen ein langer Weg ist und man einen Schritt nach dem anderen machen muss. An manchen Tagen rennt man, an anderen Tagen kriecht man - trotzdem macht man täglich Fortschritt.
—Emilie, Betroffene

Welche Kommunikationsstile gibt es?

Die Fähigkeit uns auszudrücken, wird durch eigene Erfahrungen, Beobachtungen anderer und unsere Persönlichkeit geprägt. Wie viele andere Fähigkeiten kann auch die Kommunikation verschiedene Formen annehmen, dabei können verschiedene Umstände eine bestimmte Herangehensweise erfordern (z.B. würde man ein Kind mit Bestimmtheit und Autorität davor warnen, auf eine hektische Straße zu rennen und es anschließend liebevoll bestärken, wenn es die Gefahr erkannt hat, die es vermieden hat).

Im Folgenden findest du einige Kommunikationsstile, in denen wir uns alle von Zeit zu Zeit wiederfinden. Vielleicht erkennst du einige Aspekte, die in deiner Kommunikation oder in der Kommunikation anderer mit dir auftauchen.

PASSIVE KOMMUNIKATION

Wenn wir passiv sind, neigen wir dazu, Dinge für uns zu behalten und uns nicht zu äußern. Vielleicht wollen wir zu allen „nett“ sein oder wir haben Angst vor Ablehnung. Vielleicht haben wir in der Vergangenheit einen Konflikt erlebt, als wir unsere Gedanken/Gefühle geäußert haben und daraufhin beschlossen, dass wir in Zukunft schweigen werden, um Konflikte zu vermeiden. Dieser Kommunikationsstil fördert die Überzeugung, dass die Bedürfnisse anderer wichtiger sind als unsere eigenen und dass wir weniger wert sind als andere.

AGGRESSIVE KOMMUNIKATION

Wenn wir aggressiv sind, versuchen wir, die Kontrolle über das Gespräch zu gewinnen und sicherzustellen, dass wir (um jeden Preis) gehört werden. Dazu können Drohungen oder das Erheben der Stimme gehören. Wenn wir das, was andere sagen abtun, ihren Standpunkt ignorieren oder sie kritisieren, vermitteln wir die Botschaft, dass ihre Äußerungen falsch oder weniger wert sind als unsere. Aggressive Äußerungen werden oft durch wütende oder anklagende Töne vermittelt, auch wenn wir uns im Nachhinein schuldig fühlen und reumütig sind.

PASSIV-AGGRESSIVE KOMMUNIKATION

Dieser Kommunikationsstil ahmt oft die nonverbalen Stile der passiven und aggressiven Kommunikation nach. Die Emotionen, die dabei im Spiel sind, sind jedoch meist Verbitterung und Angst. Wir vermeiden es, direkte Verantwortung für das zu übernehmen, was wir sagen und tun. Wir versuchen alternative Wege zu finden, um zu bekommen, was wir wollen, anstatt uns dem Problem mit Ehrlichkeit und Akzeptanz zu stellen.

Was ist die durchsetzungsstarke Kommunikation?

Durchsetzungsstarke Kommunikation ist die Fähigkeit, deine Meinungen, Haltungen und Rechte ehrlich und in einer Weise auszudrücken, die deine Bedürfnisse oder Wünsche vermittelt, ohne die Rechte anderer zu missachten. Bei dieser Art der Kommunikation geht es darum, gesunde Grenzen zu setzen, entschlossen zu sein, deutlich deine Stellungnahme zu vermitteln und mit Respekt, Fairness und Einfühlungsvermögen zu handeln. Sie ermöglicht es dir auch, sowohl deine Gefühle als auch die Gefühle anderer anzuerkennen.

Erfahre wie du selbstbewusst kommunizieren kannst, indem du dir das Video von Lauren anschaust.

ELEMENTE DER DURCHSETZUNGSSTARKEN KOMMUNIKATION

Wenn dir diese Art der Kommunikation anfangs etwas beängstigend erscheint, kann es hilfreich sein, sie in kleine Teile zu zerlegen. Wenn du siehst, wie sie zusammenwirken, kannst du die Kraft und den Einfluss der durchsetzungsstarken Kommunikation besser verstehen. Nimm dir einen Moment Zeit, um die folgenden Prinzipien durchzugehen.

Ehrlichkeit

Ein Kennzeichen der Durchsetzungsfähigkeit ist die Ehrlichkeit. Es ist wichtig, dass du dich anderen gegenüber ehrlich ausdrücken kannst. Dazu gehört, dass du deine Meinungen, Gedanken, Bedürfnisse, Wünsche, Überzeugungen, Gefühle und Erwartungen zum Ausdruck bringst. Wenn du anderen gegenüber ehrlich bist - auch wenn das bedeutet, dass du ihnen nicht zustimmst - werden sich andere wohler fühlen, wenn sie auch dir gegenüber ehrlich sein möchten.

Klarheit

Durchsetzungsfähigkeit bedeutet auch, dass man sich klar ausdrückt. Wenn du dich klar ausdrückst, können andere verstehen, was du mit deinen Worten, Gefühlen und Ideen vermitteln möchtest.

Respekt

Die Durchsetzungsfähigkeit bietet und ermutigt zum Respekt. Das bedeutet, dass du dich selbst, deine Bedürfnisse und deine Wünsche respektierst, aber zur gleichen Zeit auch die Bedürfnisse und Wünsche anderer respektierst. Die Art und Weise, wie du kommunizierst, kann zeigen, dass du dich selbst wertschätzt und zugleich Verständnis und Einfühlungsvermögen für deine Mitmenschen hast.

Offenheit 

Wenn man sich durchsetzungsfähig ausdrückt, verwendet man seine Stimme und seine Taten, um sich auszudrücken. Hierbei hält man nichts zurück und wird nicht aggressiv. Auch zögert man weniger, seine Gedanken und Gefühle anderen mitzuteilen. Offen zu sein bedeutet auch, dass man bereit ist, anderen zuzuhören und sie zum Dialog zu ermutigen.

Beständig sein

Indem man seine Stimme und seine Taten zum Ausdruck bringt, ist man in der Lage, für sich selbst einzutreten und mehr Kontrolle über sein Leben zu haben. Man kann Nein sagen, es auch wirklich so meinen und das, was man sagt, auch durchziehen. Das hilft einem dabei, konsequente Grenzen zu setzen und aufrechtzuerhalten. Durchsetzungsfähigkeit bedeutet nicht, dass wir in unserer Kommunikation grob oder unhöflich sein müssen; sie signalisiert anderen, dass man selbstbewusst für sich selbst eintritt.
All diese Elemente helfen uns, gesunde, authentische Beziehungen zu anderen aufzubauen und zu pflegen. Vergiss nicht, dass eine authentische Beziehung unmöglich ist, wenn es keine Grenzen gibt und du deine Gedanken und Gefühle vor jemandem versteckst.

Wie kann ich üben, selbstsicher und durchsetzungsstark zu kommunizieren?

Denke an eine Situation in deinem Leben, in der du einer anderen Person ein Anliegen oder Problem mitteilen möchtest. Vielleicht kommt deine beste Freundin oder dein bester Freund immer wieder zu spät zu euren Verabredungen. Hier sind einige Tipps, dein Anliegen anzusprechen und selbstbewusst zu kommunizieren:

VERSICHERE DICH, OB ES EIN GUTER ZEITPUNKT ZUM REDEN IST

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um zu reden? 

ZEIGE EINFÜHLUNGSVERMÖGEN UND WERTSCHÄTZUNG.

Höre zu und bemühe dich, die Gefühle der anderen Person zu verstehen.

„Es klingt, als hättest du einen ziemlich vollen Terminkalender, was es erschwert, pünktlich zu sein.“

NENNE DEINE BEDENKEN. 

Beschreibe deine Schwierigkeiten und Unzufriedenheit und erkläre, warum sich etwas ändern muss. Verwende „Ich“- Aussagen, mit denen du die Verantwortung für deine Gefühle übernimmst, ohne dabei für die anderen zu sprechen.
„Es frustriert mich, wenn du zu spät kommst und mich nicht auf dem Laufenden hältst. Es gibt mir das Gefühl, dass meine Zeit dir nicht wichtig ist.“

IDENTIFIZIERE, WAS DU WILLST ODER WAS DU BEREIT BIST ZU ÄNDERN.

Sei konkret mit deinen Forderungen. Es handelt sich dabei um eine spezifische Bitte um eine bestimmte Änderung des Verhaltens, der Umstände oder der Situation. Konzentriere dich auf das Verhalten, anstatt die Person zu beschimpfen.
„Ich denke, dass es mich weniger stören würde, wenn du mir Bescheid sagen würdest, dass du spät dran bist.“

GIB DER ANDEREN PERSON DIE MÖGLICHKEIT, ZU ANTWORTEN.

Höre zu und denke darüber nach. Löse auf kreative Weise und gemeinsam das Problem.
„Vielleicht kannst du mir in Zukunft eine SMS schicken, wenn du denkst, dass du mehr als zehn Minuten zu spät sein wirst.“
Ein wichtiger Teil der durchsetzungsstarken Kommunikation besteht darin, einzugestehen, was in deiner Beziehung nicht funktioniert. Erst nachdem du erkennst, warum du verärgert bist, kannst du die Schritte unternehmen, um etwas zu ändern. Manchmal bedeutet das, dass du Wahrheiten über dein eigenes Verhalten anerkennst und eigenverantwortlich bist, bevor du auf eine andere Person zugehst. Es kann auch bedeuten, die Art und Weise zu ändern, wie du mit einer anderen Person umgehst.

Wie eine bessere Kommunikation deine Beziehungen verbessern und dir beim Heilen helfen kann

Wenn du die Kontrolle darüber übernimmst, wie du dich ausdrückst und mit anderen kommunizierst, kannst du mehrere positive Einstellungen miteinander verbinden, die letztlich dazu beitragen, dass die gesunden Beziehungen in deinem Leben wachsen und sich entwickeln. Eine bessere Kommunikation kann auch bei ungesunden Beziehungen helfen, egal ob es darum geht, die Beziehung zu verbessern, Grenzen zu setzen, um die Beziehung auf Abstand zu halten oder zu entscheiden, den Kontakt ganz abzubrechen. Die durchsetzungsstarke Kommunikation kann sogar bei zwanglosen, alltäglichen Interaktionen helfen und potenziell negative Interaktionen zu positiven und heilsamen Interaktionen umwandeln.
Es braucht viel Zeit und Geduld, wenn wir anfangen unsere Kommunikationsmuster zu ändern. Es mag sein, dass es den Personen in deinem Bekanntenkreis am Anfang schwerfällt und unangenehm ist. Lass dich davon nicht entmutigen, selbstbewusst und durchsetzungsstark zu sein. Übe dich in Selbstmitgefühl, besonders dann, wenn du dich in anderen Kommunikationsstilen wiederfindest, was von Zeit zu Zeit vorkommen wird. Mach einfach immer weiter und gib nicht auf!
—Sarah, Therapeutin

Die durchsetzungsstarke Kommunikation kann dir helfen:

  • Akzeptanz zu üben, indem du verstehst, wie sich das Trauma auf deine Kommunikation mit anderen auswirkt.
  • Achtsamkeit zu üben, indem du deine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment lenkst und dir bewusster machst, wie du auf andere reagierst. Indem du konsequent bleibst in deinen Überzeugungen und in der Art, wie du dich ausdrückst.
  • Aspiration zu üben, indem du dir einen hilfreichen Dialog mit den Menschen vorstellst, die dir wichtig sind und daran arbeitest, dies immer öfter zu praktizieren. Du erkennst, dass das, was du zu sagen hast, genauso wichtig ist, wie das, was andere zu sagen haben und dass das Anbieten deiner Erkenntnisse nicht nur dir hilft, sondern auch die Welt um dich herum zu einem besseren Ort machen.